Presse und Medien berichteten...
"Die Weinschule" an Bord einer Segel-Kreuzfahrt
Süddeutsche Zeitung vom 16. Oktober 2014
Woher der Wind weht
von Karl Forster
Ein guter Segelschiff-Kapitän weiß,wie der Wind weht am nächsten Tag. Ein guter Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes spürt es auch, wenn ein Gast auf seinem Dampfer ein Problem hat. Ron ist ein guter Kapitän, sogar ein sehr guter, denn er merkt schon lange, bevor der Wind stärker auffrischt, als vorhergesagt, was kommen wird und revidiert seine Entscheidung,
die Chronos unter Vollzeug zu setzen.Und als die ältere Lady aus Georgia, USA, sprachlich ein wenig zu vereinsamen drohte, setzte er sich immer wieder demonstrativ zu ihr, um sie ein bisschen zu unterhalten.
Es ist der zweite Tag auf dieser 54 Meter langen Zweimast-Ketsch, als Ron kurz nach dem Auslaufen zwei der mühsam gesetzten Segel wieder bergen lässt. Die Mannschaft tut das ohne Murren und mit unterschiedlich großer Routine, je nach dem wie lange ein jeder von ihr schon an Bord ist und die Abläufe und das laufende Gut kennt. Was von einigen Passagieren,
nicht wenige davon engagierte Freizeitkapitäne, als leicht übertriebene Vorsichtsmaßnahme angesehen wird, erweist sich eine Viertelstunde später als weise Entscheidung: Mitmehr als 30 Knoten fegt der Südostwind
über die „Straße“ zwischen Mallorca und Menorca. Die Chronos jagt mit bis zu 13 Knoten über Grund nach Osten. Schöner geht’s nicht.
Dieses Schiff ist gerade mal ein Jahr alt, im türkischen Bodrum auf Kiel gelegt und nach modernsten seglerischen Erkenntnissen als schonergetakelte Ketsch geriggt. Auf mehr oder weniger gut Deutsch heißt
das: zwei Masten, der vordere größer, zwei Focks, eine vom Klüver an die Spitze des Großmasts, eine zweite vom Bug am Vorstag parallel dazu nach oben führend. Zwischen Großmast und Besan gibt es ein beachtlich
großes Stagsegel und ein sogenanntes Fisherman-Segel, dessen Dreiecksbasis oben von einer Wishbone-Gabel geführt wird. Und schließlich das Besansegel,bei kleineren Yachten meist ein unwesentlicher
Lappen, hier aber ungefähr ein Fünftel der insgesamt 990 Quadratmeter
Segelfläche. Das Schiff wiegt 333 Tonnen und ist mit einem 600PS starken Volvo-Diesel bestückt. Das alles will mit viel maritimem Wissen geführt werden.
Die Chronos ist eines von derzeit zwei Schiffen der kleinen deutsch-niederländischen Reederei „Sailing Classics“ (ein drittes wird als
Schwesterschiff der Chronos gerade gebaut). Mit der Kairos, ähnlich geriggt aber „nur“ 35 Meter lang, begann man vor ein paar Jahren, auf dem Mittelmeer – und mittlerweile auch in der Karibik – ein Konzept zu verwirklichen, das sich im engen Markt zwischen Monsterkreuzschiff
und Barebootsegelei mittlerweile seinen Raum erkämpft hat: Platz ist
in 13 recht luxuriösen Kabinen für etwa 25 Gäste, eine ziemlich ideale Zahl. Man duzt sich, läuft gemeinsam barfuß über das herrliche
Teakdeck (auch wenn das seemännisch nicht ganz korrekt ist), speist und
trinkt zusammen und findet sich unterschiedlich nett. So kommt zusammen, was zusammenpasst; und ist ein Depp dabei, wird er fröhlich ignoriert.
Apropos Speisen: Neben der intensiven Segelei –man lässt auch bei nur zehn Knoten Wind und viereinhalb Knoten Fahrt die Segel nicht fallen und schwindelt nur bei der Wende ein bisschen mit dem Bugstrahlruder –
steht die Küche als zweiter Schwerpunkt auf dem Businessplan. Und das, so zumindest auf dieser Testfahrt, völlig zurecht.Thomas ist ein in mehreren Generationen mit Lebensmitteln aufgewachsener Koch. Der 26 Jahre alte Franke hat einen intensiven Bezug zur Natur und die Gabe, die
ohnehin schon ausdrucksstarke Küche seiner Heimat mit den Mitteln des jeweiligen Segelreviers anzureichern.Was Thomas in der kleinen Kombüse der Chronos zaubert,wurde von den Gästen heftigst beklatscht und gefeiert.
Übrigens: Anders als auf den meisten konkurrierenden Großsegelschiffen
bekommt die Mannschaft – zeitversetzt – dasselbe vorgesetzt und nicht ein
billigeres Arbeiteressen. Der Job in der Kombüse ist hart und lang,Thomas ist, neben dem Bordingenieur, der einzige ziemlich blasse Mensch der Mannschaft. Täglich startet er mit einem großen Frühstücksbuffet,
mittags gibt es Nudel- oder Reis basiertes mit frischem Gemüse, so
fein gewürzt, dass selbst der größte Fleischfan einen Nachschlag ordert. Um 16 Uhr dann schellt die Schiffsglocke zu Kaffee und (selbst gemachten) Kuchen, und das mindestens dreigängige Menü, meist Fisch im Hauptgang, wird serviert, wenn der Anker gefallen ist.Auf den Punkt gebratener
Seehecht mit Blumenkohlpüree und glasiertem Paprika – das hat schon was.
Nun war dieser Trip auch als Weintour ausgeschrieben. Jörg, ein echter Sommelier, war mit an Bord und führte die Interessierten – das waren erstaunlich viele – in die Geheimnisse der Önologie ein. Er tat dies mit großer Verve, sodass abends die Gäste nun das Weinglas schräg gegen die weiße Serviette hielten, um das Alter zu schätzen und dann kundig vom „Abgang in sechs Sekunden“ zu sprechen. Es gab,wie es sich zu einer Weinschule gehört, auch Verköstigungen. Doch Jörg war mit dem auf dem Schiff vorhandenen Angebot nicht ganz zufrieden. Und da war er nicht
allein: Der vielleicht einzige Minuspunkt der Reisewar der – allerdings leicht zu behebende – Makel, dass der in der Getränkekarte gelistete Wein reichlich teuer war im Hinblick dessen, was er geschmacklich
bot. Auch an den Cocktails zum Sundowner könnte noch gearbeitet werden. Da ist der Chronos manche Konkurrenz überlegen. Fein ausgetüftelt ist, neben der Weinprofessionalisierung,das Bespaßungsprogramm der einwöchigen Tour. Dem ersten Baden in der ersten Bucht folgt fast jeden Tag eine kleine Steigerung bis hin zum
Cocktail Sex on the Beach mit Grillen und in den Sonnenuntergang schauen.Wer erleben will, wie aus Erwachsenen wieder Kinder werden, soll ihnen beim ersten Wasserskiversuch zuschauen oder, noch mehr
Gequietsche und Gelächter, wie sie auf einem Gummikrokodil von einem 60-PS Dingi gezogen werden, bis sie das Viech abwirft. Der Gipfel der Belustigung aber fand dann am letzten Tag vor dem Käpt’ns- Dinner und dem Abschied in der Cala de sa Calobra statt, sechs Meilen von Port de Soller entfernt, dem Ausgangs- und Endhafen des Törns. Kaum war der Anker gefallen, fierte die Mannschaft den Besanbaum der Chronos auf fast 90 Grad nach Backbord, brachte dort eine Leine mit Griff an,und Johannes,
der österreichische Bootsmann,zeigte als erster den Tarzansprung mit
Durchschwung bis zum höchsten Punkt und dann Kopf voraus. Alle versuchten es, manch einer schaffte es, wenngleich vielleicht
weniger elegant. Die Fliehkraft ist ein Teufelsding, aber ein Bauchplatscher
macht auch Spaß.
Es folgte das letzte „Captain speaking“ von Ron. Er sei ja nun schon, so hob er an, auf allen sieben Weltmeeren gefahren, habe große Schiffe bewegt und kleine, welche mit Tausenden PS und welche mit Segel,
aber dies sei nun „die beste Passagiercrew gewesen“, die er je erlebt hat. Ja, auch das gehört zu einem wirklich guten Kapitän.
Dass er zur rechten Zeit flunkern.
Food & Travel Oktober 2010
Jörg Fischer: Auf den Spuren des Weins
Wenn das Thema Wein zur Sprache kommt, beginnen die Augen von Jörg Fischer zu glänzen. “Die Region Veneto ist für Weinenthusiasten ein Highlight wie die Via Montenapoleone in Mailand für
Modefreaks”, so der 44jährige ausgebildete Sommelier.
Mit seinen Geschwistern Anja und Axel betreibt Jörg Fischer das namhafte Reiseunternehmen Siglinde Fischer, ein Familienunternehmen mit 25jähriger Tradition, spezialisiert auf charmante Hotels
sowie Villen und hochwertige Ferienresidenzen in vielen der schönsten Ferienregionen Europas. “Überall dort, wo die besten Weine des Veneto entstehen, sind wir selbstverständlich vertreten, sei
es in der Valpolicella, in den Prosecco-Hügeln oder im Soave-Gebiet”, so Jörg Fischer.